Männerkreis macht Pause

- so wurde Mitte 2020 entschieden -

 

72 Jahre Männerkreis in der Kirchengemeinde

Rückschau, Wende und Zukunft

Die Mitglieder des Männerkreises der Kirchengemeinde trafen sich Anfang März zu ihrer regulären Mitgliederversammlung. Neben den üblichen Regularien, wie Bericht über die Arbeit des abgelaufenen Jahres sowie der Kassenbericht, standen Fragen der alle vier Jahre (parallel zu den Presbyteriumswahlen) stattfindenden Vorstandswahlen im Mittelpunkt der Versammlung. Bereits seit eineinhalb bis zwei Jahren befasste sich der Vorstand mit der Nachfolge des derzeitigen Vorsitzenden Martin Anemüller, der nach 17 Jahren aus privaten Gründen nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung stehen will. Da sich im Vorfeld für den Vorsitz des Männerkreises keine Person finden ließ, galt es über eine künftige Struktur nachzudenken. So wurden für die Mitgliederversammlung der Kreismännerpfarrer Christoph Lichterfeld und Pfarrer Uwe Rudnick zur Beratung hinzugezogen.

Rückblickend ließ Martin Anemüller nochmals die 72 Jahre seit Neugründung des Männerkreises im Jahr 1948 lebendig werden. Angefangen hatte es ein Mal im Monat sonntags nach dem Gottesdienst mit einem anfänglichen „Frühschoppen“, aus dem sich dann eine kleine Männergruppe entwickelte. Diese nahm sich zunächst noch aktueller Fragen aus kirchlicher und örtlicher Sicht an, stellte dann aber längerfristige Programme mit Referenten aus dem Ort und aus der Männerarbeit Hellweg auf. Von 1976 bis 2003 leitete Günther Rocholl den Männerkreis. Er baute das Programm der Zusammenkünfte weiter aus und lud mit einem Jahresprogramm weitere Männer aus der Gemeinde ein. Neben den eigenen Veranstaltungen wurde auch gerne auf Wochen- und Wochenendseminare besucht, an denen auch Ehefrauen teilnehmen konnten. In den 1990er Jahren öffnete sich der Kreis auch für Frauen, die als Witwen verstorbener Mitglieder gerne weiter den Kreis besuchen wollten.

Mit Übernahme des Vorsitzes im Jahr 2003 durch Martin Anemüller wurden die monatlichen Veranstaltungen als offene Termine, auch für Frauen, weitergeführt. Aus gemeindeorganisatorischen Gründen mussten die Zusammenkünfte ab 2007 auf den Freitagabend verlegt werden, was für Teilnehmende schon mit Schwierigkeiten verbunden war und auch heute noch ist. Die Jahresprogramme orientierten sich weiter an aktuellen Fragen in den Bereichen Kirche und Religion, Klima und Umwelt, Gesellschaft und Zukunft. Dabei wurde der Blick auch auf das Geschehen im Ort (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) gerichtet. Für die Veranstaltungen wurde die Zusammenarbeit mit der Ev. Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Soest gesucht. Über den jährlich herausgegebenen Veranstaltungskalender wird dadurch auch für das Programm über die Kirchengemeinde hinaus geworben.

Die Aktionen der vergangenen 17 Jahren (2003-2019) weisen eine erfolgreiche Bilanz auf: 190 Veranstaltungen mit insgesamt fast 5.000 Teilnehmenden (i. M. rd. 260 T/Jahr bzw. rd. 25 T/Veranstaltung). 24 Veranstaltungen befassten sich mit Themen aus den Bereichen Klima und Umweltschutz. Anlassbezogen fanden auch wiederholt Tagesfahrten, z.T. für die Gesamtgemeinde, statt (z.B. Klimahaus in Bremerhaven (2010), Lutherausstellung in Dahlheim und Orgelmuseum (2017)). Im Reformationsjahr 2017 fanden zudem weitere besondere Vorträge und Veranstaltungen (z.B. mit dem Autor Andreas Malessa, und zum Jubiläum der Glocke von 1517) statt. Der Männerkreis nahm an den vier Kreismännertagen des Kirchenkreises teil, von denen er zwei (2006 und 2013) selbst organisierte. - Im aktuellen Halbjahr 2020 musste Corona-bedingt auf fünf der geplanten sieben Veranstaltungen verzichtet werden.- Als Referenten für die monatlichen Zusammenkünfte konnten auch Fachleute aus den jeweiligen Themenbereichen namhafter Organisationen gewonnen werden. Viele Referenten verzichteten auf Honorare und baten um Spenden für besondere Projekte oder gemeinnützige Organisationen. So konnten in den vergangenen 12 Jahren ca. 5.400 € in den Ausgangskörbchen für besondere gute Zwecke gesammelt werden.

Neue aktive Mitglieder des Männerkreises ließen sich leider nur eingeschränkt und dann nur in höherem Rentenalter gewinnen, so dass das heutige Durchschnittsalter der Mitglieder bei über 70 Jahre liegt. Die Mitglieder des Männerkreises sind in den vergangenen Jahren zu einer, durch Krankheit und Tod kleiner werdenden vertrauensvollen Gemeinschaft gewachsen.

Die Mitgliederversammlung diskutierte vor dem Hintergrund der heutigen Situation ausgiebig seine Zukunft. Wie in anderen Kirchengemeinden stellt sich auch für den Männerkreis in Bad Sassendorf die Zukunftsfrage. Die Pfarrer Rudnick und Lichterfeld berichten über viele Beispiele aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der kirchlichen Gemeindearbeit, wo insgesamt ein Rückgang des Nachwuchses besteht. Das fehlende Ausbleiben jüngerer Mitglieder und damit auch das Hindernis für eine Verjüngung der Männerkreise kann auch auf die deutlichen Altersunterschiede zwischen der bestehenden Gruppe und nachrückender jüngerer Generationen zurückgeführt werden. In Bad Sassendorf kann zusätzlich hinzukommen, dass nach den Arbeitstagen in der Woche am Freitagabend häufig schon das Familienwochenende beginnt. Herr Anemüller berichtete, dass bei angesprochenen Referenten wiederholt die Veranstaltungszeit am Freitagabend zu einer Absage führte. Für den Männerkreis bedeutet dies alles, dass das bisherige Veranstaltungsformat mit monatlichen Zusammenkünften aufgegeben werden muss und sich die Gemeinschaft künftig auf „Zuruf“ trifft.

Herr Rudnick machte in der Diskussion deutlich, dass die derzeitigen Veranstaltungen/-reihen des Männerkreises im Kirchenkreis und in der Kirchengemeinde etwas Besonderes sind. Sie stellen insofern auch ein Aushängeschild der Kirchengemeinde dar. Deren Einstellung würde zu einem herben Verlust führen. Dazu habe er sich Gedanken gemacht und erste Gespräche geführt. Weitere Gespräche sollen demnächst folgen. Denkbar ist eine Ausweitung auf die Region. Für den Männerkreis schlug er vor, dass sich die bisherigen Mitglieder, gerne auch mit Frauen, zu einem passenden Zeitpunkt weiterhin treffen, wie bereits angedacht (s.o.). Da das diesjährige Programm des Männerkreises nur bis Ende Juni Zusammenkünfte mit Themen vorsieht, sollten danach für einige Zeit die bisherigen Zusammenkünfte mit Themen ruhen, um dann ggf. in einem neuen Format und mit neuer Zusammensetzung zum 1. Advent 2020 einen Neustart zu wagen. Beide Pfarrer machten Mut, die „Männerarbeit“ in der zuvor geschilderten lockeren Form fortzusetzen. Die Männer werden auch künftig für Einsätze in der Gemeinde zur Verfügung stehen, soweit ihre Kräfte und Gesundheit dieses zulassen.

An der Wende in die Zukunft dankt der Männerkreis allen, die in den vergangenen Jahrzehnten seine Arbeit unterstützt und gefördert haben, allen Teilnehmenden und Referenten und Referentinnen aus dem hiesigen Raum und aus der Ferne.

Dank gilt auch den Frauen, die regelmäßig nach den Veranstaltungen sich für Räum- und Spüldienste eingesetzt haben.

Wir denken auch an die, die heute nicht mehr unter uns sind und sich im und für den Männerkreis eingesetzt haben.

Wir wünschen Gottes Segen für unseren weiteren Weg und für das neue „Projekt“ einen guten Start.